Drei Monate mückenverseuchter Sommer - neun Monate klirrender Frost. Das ist wohl der Grund, warum Kanadas mittlerer Norden eher dünn besiedelt ist. Früher mal waren kostbare Felle das einzige, was ein paar Abenteurer an den Hudson Bay lockte; später wurde dort Getreide verschifft. Und dann folgten die nördlichen Vorposten des Kalten Krieges: Raketenabschußbasen, Radar- und Satellitenstationen, von denen man quer über den Nordpol nach Rußland fingerte. Aber auch davon ist nicht viel übriggeblieben. Die meisten Anlagen wurden in den letzten zehn Jahren demontiert oder aufgegeben. Aber wenigstens eines dieser versteckten Labore im Hohen Norden hat einen neuen Besitzer gefunden. In aller Heimlichkeit - so behauptete zumindest der kanadische Literaturprofessor und Ufologe Peter Marceaux - würden dort zwei verschollene Physiker aus den USA mit der Umwandlung von Materie in Energie experimentieren. Am Ende dieser Versuche wollten sie in der Lage sein, einen kompletten Menschen in ein handliches Datenbündel zu verwandeln - und anschließend natürlich wieder zurück - in seine ursprüngliche Form. Und just aus diesem Grunde ließen sie dann und wann einen ahnungslosen Touristen kidnappen - oder eine Touristin, so wie Gundula Graf, die verschollene Freundin von Margarethe Kulschuweit, die wiederum die Tante unseres Helden Paul E. Pop ist. Natürlich klingt diese ganze These vollkommen absurd - und selbst Paul und Rita, die ja nun schon wirklich einiges erlebt hatten, wollten nichts von diesem Blödsinn glauben. Aber je näher sie dem ominösen Labor kamen, in dem Gundula angeblich gefangengehalten wurden, desto deutlicher wurde, daß irgendjemand alles daran setzte, ihre Recherchen zu unterbinden. Eine zwielichtige Sonderabteilung der kanadischen Polizei hatte schon in Toronto abgewiegelt und versucht sie davon abzuhalten, weiter nach den Spuren der verschollenen Gundula zu suchen. Sie waren verfolgt und beschossen worden. Und wären sie nicht auf John Irschik gestoßen - einen indianischen Buschpiloten aus Kanadas Prärie-Metropole Winnipeg, so wären unsere drei Privat-Ermittler vermutlich nicht einmal in die Nähe der abgelegenen Anlage gekommen. Nun aber - am Ende des letzten Kapitels - hatten sie ihr Ziel erreicht: Ein einsamer Landstrich am Westufer des riesigen Hudson Bay: Auf den ersten Blick war gar nichts zu erkennen, als John Irschik sein Wasserflugzeug über die karge Landschaft gleiten ließ: Nur ein paar ungewöhnliche große Steine, die sich aus der Tundra erhoben. Dort - so erklärte der indianische Freund von Rita, Paul und Tante Margarethe - würde sich der Eingang der unterirdischen Laboratorien befinden.