Inspektor William Portage von der 'Police of Nova Scotia' hatte einen ziemlich schlechten Start in den Sommer. Es ging damit los, daß sich eine aufgebrachte, deutsche Touristin Zutritt zu seinem Büro verschaffte und lautstark behauptete, ihre Freundin sei entführt worden. Schon nach kurzer Zeit meldete sich diese angeblich gekidnappte Gundula Graf und erklärte - ziemlich glaubwürdig -, daß sie einen hinreißenden Mann kennengelernt hätte, mit dem sie ihre Urlaubswochen lieber verbringen würde, als mit der - vollkommen überdrehten - Margarethe Kulschuweit. Für Inspektor Portage klang das jedenfalls vollkommen plausibel - er selbst hätte seine Zeit lieber auf einem Zahnarztstuhl verbracht, als in einem Zimmer mit Tante Margarethe. Und da es für diese abenteuerliche Entführung-Theorie ansonsten nicht den kleinsten Beleg gab, konnte der Inspektor den Fall zu den Akten legen. Allerdings hatte er nicht mit Margarethes Hartnäckigkeit gerechnet. Die ermittelte auf eigene Faust weiter, ließ sogar eigens ihren Neffen Paul E. Pop und dessen Freundin Rita Stefanidis einfliegen, um der verwaschenen Spur Gundulas zu folgen. Und keine drei Wochen später mußte sich Portage erneut mit dieser Geschichte befassen. Auf Weisung von 'ganz oben' mußte der Inspektor sogar seine Heimatstadt Halifax verlassen und weit in den Westen fliegen, wo Margarethe und ihre beiden Helfer inzwischen angekommen waren. Schlimmer noch: Portage mußte sich bei Margarethe entschuldigen, denn offenbar steckte doch etwas hinter der Geschichte von der 'verschollenen Freundin.' Und als Zeichen der Wiedergutmachung durften 'der sprechende Kosmetikkoffer', sowie Paul und Rita sogar auf Polizeikosten weiterreisen, übernachten und dinieren, was Margarethe - eine sehr sparsame Persönlichkeit - gründlich ausnutzte. Zielsicher hatte sie zwei Luxus-Apartments im teuersten Hotel der westkanadischen Stadt Edmonton ausgesucht. Dort sollte die verschwundene Gundula eintreffen - was sie auch tat. Allerdings hatte Portage erneut Pech: Trotz zusätzlicher Polizeikontrollen rutschte ihnen die Gesuchte durchs Netz. Dafür allerdings traf sie sich in Margarethe in der West Edmonton Mall - dem größten Einkaufs- und Vergnügungszentrum der Welt. Und Pauls Tante erfuhr - so nebenbei -, daß Gundula kurzentschlossen geheiratet hatte - ausgerechnet einen Armenier. Obwohl die Fragezeichen um Gundula damit immer größer wurden, beschloß Margarethe ihre Suche einfach einzustellen. Als sie den Inspektor anrief, war ihre Freundin schon längst über alle Berge. Natürlich war Portage außer sich, aber für diese Dreistigkeit konnte er sich endlich revanchieren: Ihre Hotelrechnung mußte Margarethe am Ende selbst bezahlen.