Kanada - immerhin das zweitgrößte Land der Welt - mag zwar dünn besiedelt sein und jede Menge Wildnis besitzen, aber es ist ein gut organisierter Staat, in dem eigentlich nicht viel verloren geht. Für Inspektor William Portage aus Halifax war es jedenfalls ein Rätsel, wie eine deutsche Touristin namens Gundula Graf fast den gesamten kontinent durchqueren konnte, ohne der Polizei dabei ins Netz zu gehen. Immerhin lief eine landesweite Suchaktion, und in jedem Hotel, an jeder Tankstelle lag ein Foto der Gesuchten sowie eine Beschreibung ihres ominösen Begleiters. Wohlgemerkt: Das ganze war keine Fahndung - schließlich wußte selbst Inspektor Portage nicht genau, was er Gundula eigentlich vorzuwerfen hatte. Aber die Geschichte ihrer 'Tour de Canada' war mehr als zwielichtig. Eingereist war Gundula Graf aus Berlin als Touristen. Schon nach wenigen Tagen hatte ihre Begleiterin - Pauls Tante Margarethe - gemeldet, daß ihre Freundin verschwunden wäre - 'gekidnappt' wie Margarethe behauptete. Zwar hatte sich Gundula ein paar mal per telefon gemeldet und glaubhaft beteuert, daß sie mit einem 'wahnsinnig faszinierenden Mann' unterwegs wäre. Aber Margarethe hatte auf ihrer Entführungs-Theorie beharrt, ihren Neffen aus Tobago einfliegen lassen und auf eigene Faust eine Spur verfolgt, die zu einem ganz anderen Verbrechen geführt hatte. Währenddessen war Gundula in aller Ruhe dabeigewesen, das Land von Ost nach west zu durchqueren - zusammen mit Grigor Nassarjan, einem gebürtigen Armenier, der seit zwei Jahren einen kanadischen Paß besitzt. Vollkommen überraschend hatten die beiden - heimlich - in Montreal geheiratet, und seitdem waren sie mit unbekanntem Ziel unterwegs. Verdächtig dabei war vor allen Dingen, daß Gundula unterwegs immer größere Geldbeträge abgehoben hatte. Und nach Rücksprache mit seinen Berliner Kollegen hatte Portage den Verdacht, daß dieser Nassarjan womöglich Gundulas Ex-Gatte Torsten Graf war - ein windiger Bauunternehmer, der sich ostwärts abgesetzt hatte, nachdem seine Geschäfte aufgeflogen waren. Wo sich das geld befand, daß er sich zusammengegaunert hatte, wußte niemand - aber womöglich hatte er es ja auch Gundulas Konto 'geparkt'. Aber all das waren nur Vermutungen - beweisen ließ sich gar nichts, und diese Ungewißheit schien den detektivischen Ehrgeiz von Inspektor Portage gewaltig anzustacheln. Nach einer mühsamen Verfolgung hatte Portage die beiden Flüchtigen schließlich doch noch aufgestöbert. Zusammen mit Rita, Paul und dem unerschütterlichen Mountie Sgt. Stradling hatte er schließlich eine Hütte in der Wildnis der Rocky Mountains erreicht, in der sich Gundula und ihr Begleiter versteckt hielten.