Acht Monate passierte nichts - aber auch gar nichts - im Old Pirate's Inn, am Nordostende der Insel Tobago - zumindest nichts Ungewöhnliches. Und jeder, der unsere Helden Paul E. Pop und Rita Stefanidis auch nur ein bißchen kennt, weiß wie ungewöhnlich das ist. Normalerweise hätten sie viel eher in einem weiteren, haarsträubenden Abenteuer landen müssen - aber ausnahmsweise hatten sie fast ein dreiviertel Jahr lang Ruhe. Das heißt: Relative Ruhe, denn von Dezember bis April herrscht Hochsaison auf ihrer Insel, und auch das Old Pirate's Inn war in dieser Zeit fast jeden Abend bis auf den letzten Barhocker gefüllt. Und ganz allmählich füllte sich die Kasse - so üppig sogar, daß Paul & Rita zu Beginn der drückend-feuchten Regenzeit tatsächlich daran dachten, eine Reise zu unternehmen - einfach 'nur so' - ohne abenteuerliche Verstrickungen, ohne Streß, Angst und Lebensgefahr. Aber genau zwei Dinge kamen dazwischen: Erstens konnten sich unsere Helden partout nicht auf ein gemeinsames Ziel einigen, und zweitens meldete sich der 'sprechende Kosmetikkoffer' am Telefon: Pauls Tante Margarethe Kulschuweit, eine gut betuchte, nimmermüde Heimsuchung auf zwei Beinen, die zu allem Überfluß ausgiebig in der Weltgeschichte herumreisen muß. Dieses mal hatte es Margarethe - zusammen mit ihrer Freundin Gundula - ins östliche Kanada verschlagen. Und kaum waren die 'Ladies' in Halifax eingetroffen - hatte es Probleme gegeben. Gundula war spurlos verschwunden - 'gekidnappt' - wie Margarethe vermutete. Und weil die Ermittlungen der Polizei zu keinem schnellen Ergebnis geführt hatten, war Margarethe selbst aktiv geworden: Aus New York ließ sie einen Privatdetektiv anreisen, der ihr noch einen Gefallen schuldig war. Und weil doppelt besser hält, rief sie auch noch ihren Neffen Paul auf Tobago an, der ja schon mehrmals seltsame Probleme gelöst haben sollte. Der jedoch dachte gar nicht daran, ausgerechnet Margarethe zur Hilfe zu eilen. Seien Tante konnte gar nicht in Schwierigkeiten stecken - vielmehr steckten alle diejenigen in Schwierigkeiten, die sich in Margarethes Nähe befanden - und zu denen wollte er nicht gehören. Rita dagegen war alarmiert: Selbst wenn es ein blinder Alarm sein sollte - sie hatten einfach die Pflicht nach dem Rechten zu sehen. Und ohne lange zu zögern hatte sie zwei Tickets nach Kanada gekauft. Zwei Tage nach Margarethes Hilferuf erwachten unsere Helden in der großzügigen Hotelsuite, die Margarethe für sich beanspruchte - und draußen wartete ein gewisser Inspektor Portage auf sie - der Mann, der bislang die polizeilichen Ermittlungen im 'Fall Gundula' geführt hatte. Und er war nicht ganz freiwillig da.