Jedes Jahr, so behauptete der ehemalige Eisenbahner
William Broydon aus Toronto, werden 5000 Menschen von Außerirdischen
entführt, allein ein paar hundert davon in Kanada. Das war - alles
in allem - genauso absurd, wie die These von Pauls Tante Margarethe Kulschuweit,
die davon überzeugt war, daß ihre Freundin Gundula Graf bei
einem Kanada-Urlaub von einer 'armenischen Verschwörung' gekidnappt
worden war. Für Paul und Rita jedenfalls stand schon nach wenigen
Tagen in diesem neuen Abenteuer fest, daß sie einem Hirngespinst
hinterherjagten: Gundula war überhaupt nicht entführt worden;
vielmehr war sie mit einem jugendlichen Liebhaber durchgebrannt - das belegten
nicht nur ein paar Fotos, die zufällig von den Überwachungskameras
einer Bank aufgenommen waren, sondern auch mehrere Anrufe von Gundula selbst,
die dabei erklärt hatte, daß es ihr bestens gehen würde,
und daß sie rechtzeitig zur Rückreise wieder am Flughafen sein
wolle. Aber dann passierten zwei Dinge, die unseren 'Mann aus dem Jenseits'
stutzig werden ließen: Einerseits gab es da offensichtlich eine kleine,
verschwiegene Abteilung der kanadischen Polizei, die irgendetwas deckelte
und partout nicht wollte, daß Paul, Rita und Tante Margarethe auf
der Spur der entfleuchten Gundula blieben. Anderseits war da die Broschüre
mit dem albernen Titel 'Die außerirdische Verschwörung', die
der Ufologe William Broydon unserem Helden in die Hand drückte. Da
fanden sich - mit Zeitungsanzeigen belegt - angebliche Beweise, daß
tatsächlich dann und wann Touristen spurlos in dem riesigen Land verschwunden
waren. Die Umstände schienen sich zu ähneln: Oft hatten die Opfer
noch angerufen, um ihre Freunde und Verwandten zu beruhigen, und immer
hatten - wie es hieß - 'gewisse staatliche Stellen' versucht, private
Ermittlungen zu unterbinden. Alles, was diese Hobby-Forscher da zusammengetragen
hatten, ähnelte dem überraschenden Verschwinden Gundulas. Und
als weiterer Beleg, daß etwas nicht stimmte, war der untersetzte
Ignacio Sebastian Lopez aufgetaucht, der angeblich schon ein dreiviertel
Jahr nach seiner verschollenen Cousine suchte. Er befand sich illegal in
Kanada, und verkrümelte sich in Torontos belebter Innenstadt, noch
bevor Paul ihm irgendwelche Fragen stellen konnte. Und so blieb nur noch
einer, der ihnen in dieser seltsamen Sache weiterhelfen konnte: Dr. Peter
Marceaux - der Autor der verschrobenen Broschüre 'Die Außerirdische
Verschwörung'. Um ihn zu befragen, mußten Paul, Rita und Tante
Margarethe weitere eintausend Kilometer zurücklegen. Die Reise sollte
nach Thunder Bay - im Westen der Provinz Ontario gehen. Ein weiterer langer
Tag auf den Highways lag vor ihnen.