Immerhin hat sich ja schon die Erkenntnis durchgesetzt, daß unser Universum nicht zwangsläufig das einzige sein muß. Aber ansonsten sind wir noch ziemlich zurückgeblieben. Daß es da so etwas wie Parallelwelten gibt, ist umstritten; daß man diese Welten besuchen kann, gilt als Gerücht. Und daß ein netzartiges, zeitloses Labyrinth all diese Welten verbindet, wird mehrheitlich für ein Märchen gehalten. Zu der kleinen Minderheit gehören nicht nur Paul E. Pop und Rita Stefanidis, sondern auch Professor Jacques Flostre - sie glauben nicht nur, daß es so etwas eigenartiges wie die Globale Rutschbahn gibt. Sie wissen es sogar - schließlich haben sie selbst das Reisesystem zwischen dieser und den unendlich vielen Parallelwelten benutzt, das in anderen Kulturen durchaus zu den erprobten Fortbewegungsmitteln zählt. Allerdings weiß niemand so genau, warum dieses praktische Netz, das alle bekannten Welten miteinander verbindet eigentlich existiert. Professor Flostre war zu dem Schluß gekommen, daß es große geometrische Strukturen sind, die dieses System entstehen lassen - gleichförmige Kristalle etwa, die auf einer anderen Ebene über der Erde und ihren Schwesterwelten liegt. Im Umkehrschluß - so folgerte Flostre - würde das bedeuten, daß man nur geeignete geometrische Figuren - Pyramiden, Quader oder Kreise - bauen muß, um ein Tor in die nächste Dimension zu öffnen. Davon wiederum bekam Barmat Nakúf Wind, ein abgehalfterter Adliger, Sektenführer, Lobbyist und stiller Großaktionär - in einer Welt namens Terranis. Er kämpft schon lange für ein vereintes Multiversum: Er will die Grenzen zwischen den bestehenden Parallel-Welten kurzerhand sprengen, die Tore der globalen Rutschbahn öffnen - auf den ersten Blick ein durchaus ehrbarer Gedanke. Auf den zweiten allerdings ein unabsehbares Chaos, denn irgendein größenwahnsinniger Diktator würde garantiert die Chance zur Invasion einer harmlosen Schwesterwelt nutzen. Und Barmat Nakúf konnte durchaus genau dieser Diktator sein. Aber das System der globalen Rutschbahn wurde bislang bestens bewacht - und so hatte Nakúf keine Chance ... Bis dann Flostre mit seiner These kam, daß man durch den Bau geometrischer Strukturen weitere - unkontrollierbare - Tore öffnen konnte. Und genau das wollten Nakúf und sein Chef-Wissenschaftler Cyrus Vanderhaag ausprobieren - und als Versuchslabor hatten sie sich ausgerechnet unsere Welt ausgesucht. Sie gingen sogar noch einen Schritt weiter: Statt selber riesige Bauwerke zu schaffen, benutzten sie die Geometrie der Natur. Flostre jedenfalls war sicher, daß die ersten Experimente an den merkwürdigen Tepuyes - den Tafelbergen von Venezuela - durchgeführt wurden.