Indien im 16. Jahrhundert war nicht gerade ein ruhiges Pflaster. Von Norden aus versuchten die muslimischen Sultane die riesige Halbinsel zu erobern; von Westen drängten die Europäer ins Land und eroberten die letzten, unabhängigen Küstenstriche für ihre Handelsniederlassungen. Und aus dem Osten kamen chinesische Freibeuter, die die Interessen ihres Reiches durchsetzen sollten. König Alekeschwara, der letzte der einst so ruhmreichen Tschola-Dynastie stand genau zwischen den Mühlsteinen. In drei Jahrhunderten war sein Reich immer weiter geschrumpft, und nun war Ceylon seine letzte Fluchtburg geworden. Aber auch dort stand er den Internationalen Mächten im Weg. Er weigerte sich, die Insel den Portugiesen zu überlassen; er sperrte sich sogar überhaupt irgendwelche Verhandlungen zu führen; und so verbündeten sich die aufstrebenden Portugiesen mit den chinesischen Handels-Piraten, denn die konnten wenigstens in Ceylon vor Anker gehen, ohne gleich von Alekeschwaras Truppen beschossen zu werden.
Unter dem Vorwand verlockender Handelsgespräche zogen sie also nach Colombo, luden den einsamen König zu einem fröhlichen Gipfeltreffen auf ihr Flaggschiff. Und dann wurde er kurzerhand gekidnappt und nach Peking verschleppt. Und damit war der Weg frei für die Okkupation Ceylons und den Vormarsch der Portugiesen.
So lautet zumindest die offizielle Geschichte - aber es gibt auch noch eine andere - und in der wurde Alekeschwara noch in letzter Minute von der chinesischen Dschunke befreit und gegen einen seiner getreuen ausgetauscht. Der falsche König starb in einem Verlies in Peking; der echte jedoch flüchtete sich ins 'Reich der tausend Inseln' auf die Malediven, ließ ein paar Jahre verstreichen und kehrte dann in die Heimat seiner Vorväter - nach Südindien - zurück. Und wer heute nachweisen könnte, daß er von diesem legendären Mondkönig abstammen würde, wäre eine gemachte Frau ... respektive ein gemachter Mann - eine Art Nationalheld sozusagen.
Genau darum ging's bei der aufreibenden Mission, die unsere Helden Paul E. Pop und Rita Stefanidis bis aufs Gaafu-Atollgeführt hatte - ein Archipel von über 200 kleinen Inseln, dicht überm Äquator, fast genau in der Mitte des Indischen Ozeans gelegen. Wenn überhaupt, dann hatte sich König Alekeschwara dorthin retten können - und womöglich gab es ja - irgendwo im unzugänglichen Dickicht dieser Korallen-Inseln einen Beleg für die alte Legende. Dann nämlich wäre Mahesh Jantar - ein einflussreicher, aber in letzter Zeit glückloser Geschäftsmann auf Trinidad - gerettet. Als Nachkomme des Tschola-Hauses würde er die Macht in seiner eigenen Firma spielend leicht zurückerobern können.