'Großbaum-Insel' hatte der junge Dev ein merkwürdiges Eiland getauft, das auf keiner normalen Landkarte zu finden ist. So wie ihre vier Schwestern liegt diese Großbaum-Insel sozusagen ein ganz kleines Stück außerhalb unserer Welt. An einem ganz bestimmten Punkt des Indischen Ozeans, im Süden des langgestreckten Malediven-Archipels öffnet sich das normale Gefüge unseres Raums, um nochmal ein paar weitere Quadratkilometer tropischer Inselwelt preiszugeben. Wissenschaftler nennen dieses Phänomen eine 'dreidimensionale Tasche' - nicht ungewöhnlich, aber recht selten. Dieser physikalischen Besonderheit verdankte offenbar Alekeschwara - der letzte der südindischen Tschola-Könige - sein Leben. Auf der Flucht vor Chinesen und Portugiesen war er vor rund 500 Jahren in diesen - unsichtbaren - Nebenraum gelangt und hatte sich dort - mit seinen Getreuen verstecken können. Gerüchten, Zufällen und einer ordentlichen Portion Glück hatten es unsere Helden zu verdanken, daß auch sie in diese versteckte Tasche gerieten. Zusammen mit Armin und Lydia Schuricke, sowie Dev und Chandai hatten sie mit der Paloma 17 begonnen, die verschollenen Inseln zu erkunden. Und - eben auf besagter Großbaum-Insel - hatten sie Menschen entdeckt, die offenbar immer noch in dieser winzigen Ausstülpung der normalen Welt lebten.
Der erste Kontakt fiel allerdings reichlich unfreundlich aus. Beim Versuch, sich einen Weg ins Zentrum der Insel zu bahnen, wurden Paul und Rita mit Pfeilen empfangen. Mit einer ganzen Reihe kleiner Tricks und mit einer eisgekühlten Mineralwasser-Flasche konnten unsere Abenteurer zwar eine erste Brücke zu den Inselbewohnern schlagen, aber der Austausch diplomatischer Freundlichkeiten, gestaltete sich ziemlich schwierig. Sowohl der aus Indien stammende Dev, wie auch Chandai, der Malediver, behaupteten zwar die Sprache des alten Inselhäuptlings zu verstehen. Aber ihre Übersetzung unterschieden sich vollkommen voneinander - und sie machten auch nur wenig Sinn. Dennoch folgten Paul, Rita und Dev der - mit vielen Gesten vorgebrachten - Einladung der Insulaner, und im Schein der Fackeln, blickten sie zum ersten mal auf das, was das Ziel ihrer nervenaufreibenden Expedition war: Im Zentrum des kleinen Dorfes erhob sich eine Wand, ein Schrein oder ein Tempel, bedeckt mit alten Reliefs und Inschriften - womöglich der unwiderrufliche Beweis, daß sich Alekeschwara wirklich auf diese Insel geflüchtet hatte. Wenn man es beweisen konnte, daß der alte Tschola-König nicht nach China verschleppt worden, dann könnte der - ganz diesseitige - Geschäftsmann Mahesh Jantar durchaus ein Nachkomme dieser legendären Lichtgestalt sein.