Den größten Teil seiner
Zeit mag Ferdinand von Königstein in einem Rollstuhl verbringen und
dabei Goethe zitieren - mit einer Kinderdecke auf den Beinen und
einem mintfarbenen Cowboyhut auf dem Kopf - aber in den ein oder zwei
Stunden des Tages, in denen er an der Außenwelt teilnimmt, kann er immer
noch spielend leicht ein ganzes Monatskontigent an Boshaftigkeit und
Heimtücke abfeuern. Und natürlich war das Schlimmste zu befürchten, als der
Münchener Ex-Anwalt, Spekulant, Finanz-Jongleur und selbsterklärter
'Motivations-Manager' unseren Helden Paul E. Pop heimsuchte. Der
feiste Ferdinand befand sich auf der Flucht; bei einer seiner letzten
Aktionen war einiges schiefgelaufen: Vor drei Jahren hatte ihn ein
internationaler Konzern beauftragt, die nötige 'Motivation' herzustellen.
Dabei ging es um den milliardenschweren Großauftrag einer europäischen
Regierung - und Königstein hatte mit professioneller Diskretion und einigen
freundlichen Geld- Transaktionen dafür gesorgt, dass sein Auftraggeber am
Ende den Zuschlag erhielt.
Aber es
hatte natürlich auch Mitbewerber gegeben, und die hatten ihrerseits ein paar
nette Unternehmen beauftragt, den Entscheidungsträgern gut zuzureden. Eine
dieser Firmen gehörte ausgerechnet Jonathan Ottersley, einem
ebenfalls sehr dynamischen Unternehmer, der plötzlich der Meinung war, dass
Königstein im ganzen Gerangel um diesen Auftrag 80 Millionen Dollar
'Motivationshilfe' mal eben so 'abgefangen' hätte. Und Ottersley setzte nun
alles daran, sich zu rächen und den - nur bedingt zurechnungsfähigen -
Königstein zur Schnecke (oder zu etwas noch kleinerem) zu machen. Eben
deshalb mußte der Münchner Millionen-Makler seine Heimat fluchtartig
verlassen, und eben deshalb suchte er Paul E. Pop auf.
Königstein wusste genau, dass Ottersley, der
jahrzehntelang selbst auf Tobago gelebt hatte, unseren 'Mann aus dem
Jenseits' hasste, wie die Pest. Vor gut einem Jahr hatte Paul ein paar von
Ottersleys Machenschaften aufgedeckt - und nichts verbindet so sehr wie ein
gemeinsamer Feind. Jedenfalls hatte Königstein sich in den Kopf gesetzt,
dass unser armer, gebeutelter Globetrotter wieder einmal ein paar Kastanien
für ihn aus dem Feuer holen sollte - und Paul saß dabei, wie Nuts es
ausdrückte - zwischen 'Amboß und Hammer'. Wieder einmal musste er gute Miene
zu einem bösen Spiel machen: Es blieb ihm gar keine andere Wahl: Er 'durfte'
zusammen mit Königsteins Leibwächter Siggi nach Argentinien reisen,
wo die verschwunden 80 Millionen möglicherweise bei der Banco des Sur
aufgetaucht waren. Wieso dabei ausgerechnet Paul, der in großen
Finanzgeschäften doch eher ein Waisenknabe ist, losgeschickt wurde, blieb
Königsteins großes Geheimnis - vorläufig zumindest.