Rimatara ist eine der letzten vergessenen Inseln der Südsee; einsam und
abgelegen ragt das kleine Eiland mit seinen knapp tausend Einwohnern aus
dem Meer. Es gibt keine Hotels und keine Supermärkte - und nur einmal in
der Woche legt das Versorgungsschiff aus dem weit entfernten Tahiti an.
Ausgerechnet diese Insel, auf der die Zeit stehengeblieben ist, hat ein
dunkles, geradezu gespenstisches Geheimnis. Unter dem - fast lächerlich-
kleinen - Mount Vahu befindet sich nämlich eine gut versteckte
Kopfstation, die geradewegs in die dunkle Zone führt - so zumindest
nennen die Forscher der Auriga-Gruppe eine weitgehend
unbekannte Dimension, deren Besucher sich von Zeit zu Zeit in unsere Welt
verirren, um hinterher als Elfen, Zauberer, Einhörner und Außerirdische
durch die Legenden und Märchen zu geistern.
Mit solchen Fabelwesen hat es Paul E. Pop in seinem jüngsten
Reisebericht zu tun - und es ist klar, dass es einige Zeit dauert, bevor
unser Held bereit ist, die beiden märchenhaften Gestalten als Teil unserer
Realität zu akzeptieren. Da ist einerseits ein Elf - namens Phillipe
Gernier, der gar nicht mehr in seine Heimatwelt zurückkehren will und da
ist Rimski, das nicht gerade strahlend-schöne Sicherheits-Einhorn, das
die geheime Anlage schon seit geraumer Zeit bewachen soll. Auch Phillipe
entspricht nicht gerade unserer Vorstellung von einem anmutigen
Lichtwesen aus einer anderen Dimension: Momentan jedenfalls stakst er
auf acht riesigen Beinen, die einen großen, unförmigen Spinnenkörper
tragen, durch die Tunnel - und er ist Paul, Rita und Rimski auf den
Fersen, die verzweifelt versuchen, dem komplett durchgeknallten Elfen zu
entkommen.
Ursprünglich wollte Phillipe sich auf Rimatara einem Dimensions-Transfer
unterziehen, der ihn zurück in seine Heimat - in die dunkle Zone - bringen
sollte, aber im letzten Moment hatte er sich anders entschieden. Nach
hunderten von Jahren in unserer Welt hatte er bemerkt, dass ein Leben in
einer dreidimensionalen Gestalt durchaus seine Vorteile haben kann. Vor
allen Dingen aber wollte er Rache, denn die letzten Jahrzehnte in unserem
Universum hatte Phillipe hilflos als Garopao verbringen müssen - als
hässliche, leblose Figur, die ein trauriges Dasein auf Dachböden, in
Rumpelkammern oder muffigen Kellern fristen musste.
Phillipe - mit seinen acht Spinnenbeinen - ist schnell - und vor allen
Dingen ausdauernd. Und auf den letzten Metern vor dem Ausgang des modrigen
Tunnelsystems von Rimatara dämmert Paul, dass sie nur eine Chance haben.
Es muß einfach regnen, wenn sie das Ende des Ganges erreichen, denn Regen
- oder vielmehr: Wasser - ist eins der wenigen Dinge, auf die Elfen
wirklich allergisch reagieren.