Kaum war er
von seinem letzten Abenteuer zurückgekehrt, musste Paul E. Pop
erneut aufbrechen - dieses mal nach Guyaquil in Ecuador.
Schuld an der ganzen Misere war ein Kuckucksei, das seine Tante Margarethe
ihm ins Nest gelegt hatte: Eine kleine, unglaublich hässliche
Figur, die sie irgendwann einmal auf einem Markt in Brasilien erstanden
hatte. Das widerliche düstere Kunstwerk sei ein Garopao, hatte
ihr der alte Mann gesagt, der nach dem Kauf ganz schnell verschwunden war.
Auch Margarethe war wohl einigermaßen glücklich, nachdem sie
sich entschlossen hatte, das gute Stück ihrem Neffen zum Geburtstag
zu vermachen.
Bei ihr hatte der Garopao jahrelang auf
dem Dachboden gelegen, bevor sie sich von ihm getrennt hatte. Niemand konnte
das kleine Ding allzu lange in seiner unmittelbaren Nähe ertragen
- und das bekamen auch Paul und Rita und die Belegschaft des Old Pirate's
Inn zu spüren: Eine gewisse Faszination mochte die dunkle Figur
zwar ausstrahlen, aber gleichzeitig schien sie auch die allgemeine Gemütslage
zu beeinflussen. Jeder, der sich in der Nähe des Garopao aufhielt,
fühlte sich bedroht, verfolgt und angewidert. Tiere aller Art - von
Ameisen bis zu Katzen - machten einen großen Bogen um die vielleicht
Handballgroße Skulptur, die ein fremdartiges, aufgedunsenes Insekt
darstellte - mit einem großen, aufgequollenen Körper, spinnenartigen
Beinen - aber auch mit zwei menschlichen Armen und - vor allem - mit einem
kleinen, menschlichen Kopf, der ungemein detailliert aus dem unbekannten
Material gearbeitet worden war.
Paul wollte im Dunkeln sogar kleine Lichtblitze
gesehen haben, die aus den Augen dieser ekelhaften Gestalt flackerten,
und alle - im Old Pirate's Inn - glaubten, dass das kleine Gesicht über
Nacht seinen Ausdruck und seine Haltung veränderte. Die negative Ausstrahlung
dieses Garopao war so massiv, dass die Figur - in ihren paar Wochen auf
Tobago - mehrmals täglich an einem anderen Ort gebracht wurde - immer
so weit weg wie möglich. Nach mehreren vergeblichen Anläufen
gelang es Paul schließlich, seinen alten Freund Dr. Hallström
zu erreichen, der sich - als Mitglied der geheimnisvollen Auriga-Gruppe
- mit derartigen Phänomenen auskennen sollte. Und tatsächlich
war der schwedische Physiker einigermaßen aufgeregt. Schon seit Jahrzehnten
wäre kein derartiger Gegenstand mehr aufgetaucht; eine wissenschaftliche
Sensation schien sich anzubahnen. Ein weiterer Experte wurde zu Rate gezogen
- ein bislang noch unbekannter Engländer, und der erzählte Paul,
dass es sich bei dieser ominösen Skulptur um 'sinistre Materie' handeln
würde. Mehr wollte er am Telefon nicht verraten, aber er klang besorgt
genug, um wenigstens Rita zu überzeugen, mit dem Garopao im Gepäck
zum vorgeschlagenen Treffpunkt zu reisen - eben nach Guyaquil in Ecuador.