Womöglich war das ja die seltsamste von all seinen Reisen, zu der
Paul E. Pop jemals aufgebrochen ist: Sie führte nicht in
exotische Länder und auch nicht in die verwirrende Fremdartigkeit
irgendwelcher Parallel-Universen, sondern ganz einfach zurück in seine
eigene Heimatstadt: nach Berlin - allerdings ins krisengeschüttelte Jahr
1929. Dort spielte sich - neben alledem, das uns heute noch beschäftigt
- auch etwas ganz anderes, bedrohliches ab, von dem nichts in den
Geschichtsbüchern zu finden ist: Ein gewisser Ernst-Ludwig Schmitt stand
damals nämlich kurz davor, das Geheimnis der Globalen Rutschbahn zu
lüften. Mit einer Mischung aus Physik und Okkultismus, vor allen Dingen
aber weil er ein paar gedankenlose Hinweise erhalten hatte, war dieser
ehrgeizige Forscher auf die Idee gekommen, dass es mehr als nur ein
Universum geben könnte und dass all diese Welten durch ein handfestes
Netzwerk miteinander verbunden sein könnten.
Wäre Schmitt ganz allein zu diesen Schlüssen gelangt, so hätte nicht
einmal die Auriga-Gruppe etwas dagegen einzuwenden gehabt - ein
wissenschaftlicher Geheimbund, der schon seit Jahrtausenden das Wissen
über die Reise durch Raum und Zeit bewahrt. Aber Schmitt hatte mit
falschen Karten gespielt, und so sah sich Professor Jacques
Flostre - der langjährige Auriga-Chef - veranlasst, persönlich in die
Vergangenheit zu reisen, um die Sache wieder in Ordnung zu bringen. Aber
seine Mission scheiterte offenbar: Vor zweieinhalb Jahren war der
Professor aufgebrochen, und seitdem war er verschwunden.
So machte sich schließlich “unser Mann aus dem Jenseits”
auf die Suche nach seinem alten Freund. Paul landete tatsächlich im Jahr
1929, schlug sich nach Berlin durch. Und dort ging sofort alles schief.
Eine ganz profane Infektion brachte ihn komplett aus dem Gleichgewicht,
vernebelte seine Urteilskraft. Und nur wenige Stunden nach seiner
Ankunft irrte er fiebernd durch den nächtlichen Neuköllner Kiez und
wurde prompt überfallen, zusammengeschlagen, ausgeraubt und in ein
Gebüsch gestoßen. Allein der jungen Karlotta war es zu verdanken, dass
unser Held überlebte: Sie brachte ihn in ihrer winzigen, dunklen
Hinterhof-Wohnung unter, streckte das wenige Geld, dass sie mit ihrer
vier Monate alte Tochter Henriette teilte - und pflegte Paul gesund.
Fast zwei Wochen lang dämmerte unser Held durch fiebrige Träume, bis er
sich endlich erholte. Und als er dann wieder am richtigen Leben
teilnehmen konnte, beschloss er, seinen letzten Besitz - eine Goldmünze,
die in seiner Hose eingenäht war - mit Karlotta zu teilen. Von seinem
eigentlichen Ziel - den gefährlichen deutschen Forscher und seinen
Freund Flostre aufzuspüren - war er jedoch noch weit entfernt.