Wäre die Sache nur ein bisschen anders gelaufen, damals im Herbst 1929,
dann würde heute in jeder Fußgängerzone und vor allen Dingen vor
etlichen Universitäten Ernst-Ludwig-Schmitt-Statuen überlebensgroß in
den Himmel ragen. In den Lexika würde stehen. Schmitt, Prof. Dr. Dr.:
Entdecker und Erforscher der globalen Rutschbahn und damit der modernen
Raum-Zeit-Reise. Formulierte zusammen mit Einstein 1932 die fundamentale
These der “relativen Parallelität”, 1933 das “Theorem
der unbegrenzten Endlichkeit”; veröffentlichte 1934 den populär-
wissenschaftlichen Bestseller “Das neue Weltbild”; 1937 das
hegemoniale Standardwerk “Kraft durch Distanzen“; gilt als
der Begründer einer transparenten, modernen Physik ... und so geht
das ellenlang weiter.
Der ehrgeizige und skrupellose Schmitt stand tatsächlich 1929 kurz vor
einem unglaublichen Durchbruch. Er war darauf und dran, die
Einstein'sche Nuss zu knacken und die Existenz und Erreichbarkeit
paralleler Welten praktisch zu demonstrieren. Allerdings war der
ambitionierte Forscher nicht selbst hinter das Rätsel der Dimensionen
gekommen; vielmehr hatte er Tipps erhalten, und womöglich hatte dort
eine unglaubliche Zeitschleife gezündet. Prof. Jacques Flostre, der wohl
berühmteste Zeitgenössische Experte auf dem Gebiet der Raum-Zeit-Reise
hatte - im Jahr 1999 - erfahren, dass Schmitt damals fast die ersten
Tore der Globalen Rutschbahn entdeckt hatte, nachdem ihm ein Auriga-
Experte seiner Zeit die entsprechenden Informationen gegeben hatte.
Daraufhin war Flostre in die Vergangenheit gereist, um diese Scharte
auszubügeln; genau das musste er tun, weil er es - in unserer
Vergangenheit - bereits getan hatte. Aber Flostre hatte Pech: Statt dem
gefährlichen Schmitt die verhängnisvollen Dokumente abzujagen, geriet er
in dessen Gefangenschaft. Und nun kann man natürlich schon herumrätseln,
ob nicht Flostre selbst die entscheidenden Dinge verraten hatte, denn
Schmitt hatte seinem “Gast aus der Zukunft” geraume Zeit mit
dubiosen Medikamenten und allerlei Psycho-Techniken traktiert.
In diesem Zustand jedenfalls hatte Paul E. Pop den Professor
aufgespürt. Und schlimmer noch: Auch Paul war dem besessenen Forscher
Schmitt in die Falle gegangen. Auch er war ein Gefangener in der großen,
feudalen Villa im Berliner Grunewald, im Jahr 1929. Auch er sollte zum
Sprechen gebracht werden - und Schmitts Methoden waren sehr effizient.
Aber es gab noch Hoffnung: Karlotta, die Paul bereits einmal gerettet
hatte, der Neuköllner Kohlenhändler Kurt, die seltsamen Skatbrüder
Wischer und Frosch und der gerissene Arthur Müller setzten alles daran,
Paul zu befreien. Letzterer tat's nicht aus purer Freundschaft, sondern
ganz schlicht, weil dieser Arthur Müller Pauls eigener Großvater ist.