“Kannst Du nicht irgendeine alte Geschichte wiederholen?”
hatte mich Paul am Telefon gefragt. Nach dem unheimlichen Abenteuer um
die “Tore der Unterwelt” hatten nicht nur er, sondern
endlich auch einmal Rita, die Nase gestrichen voll - von Verwicklungen
jeglicher Art. Die beiden waren im Juni nach Tobago zurückgekehrt und
hatten einen großen Bogen um alles gemacht, was zu Aufregung und
Stress führen konnte - und bis jetzt sind sie damit einigermaßen
erfolgreich geblieben.
Wir stehen damit tatsächlich - zum ersten mal seit 15 Jahren - ohne
einen aktuellen Reisebericht unseres Helden da. Aber aus einer Not
lässt sich ja durchaus eine Tugend machen - und schließlich hatte ja
auch Paul E. Pop das Gefühl, dass er uns - zum Jubiläum seiner Sendung
- etwas schuldig wäre. So konnte ich ihn schließlich dazu bewegen,
sein allererstes Radio-Abenteuer, das in Pops Tönender Wunderwelt
verlesen wurde, neu zu erzählen. Die “Flöte der
Bärenreiter” begann im Frühjahr des Jahres 1988, und unser
“Mann aus dem Jenseits” musste sich schon ziemlich
angestrengt durch seine alten Aufzeichnungen und Reisetagebücher
arbeiten, um die ganze Geschichte neu aufzurollen. Damals begann die
“Flöte der Bärenreiter” schließlich gar nicht mit Pauls
Erzählungen, sondern damit, dass ich (Joachim Deicke) in den hohen
Norden gereist war und hinterher von unserer seltsamen Begegnung in
Lappland erzählte. Paul griff den Faden dieser Geschichte erst Wochen
später auf.
Nun allerdings - in der “neuen Flöte der Bärenreiter”, im
2002er Remix der alten Affäre - konnten wir denn auch mal erfahren,
wie es überhaupt dazu gekommen war, dass sich unser Held da in einer
Hütte im Norden verkrochen hatte, und wie er einer alten Überlieferung
auf die Spur kam. Wie er heute schreibt: Es war eine andere Zeit
damals, fast eine andere Welt. Zumindest aber war er ein etwas anderer
Paul E. Pop: Ein Mensch ohne Bindungen, ohne Freundin; ohne einen Ort,
an dem er sich verkriechen, sich zurückziehen konnte. Jahrelang war er
unterwegs gewesen, hatte viele flüchtige, kurze Freundschaften
geschlossen; hatte jede Party mitgenommen und war - schon allein wegen
seiner gekonnt-übertriebenen Abenteuergeschichten - immer ein gern
gesehener Gast.
Allerdings hatte er dabei denn auch jede Bodenhaftung verloren, und
in der seltsamen Clique der “Herzöge der Stratosphäre”
hatte er schließlich festgestellt, dass er fast nur noch in Träumen -
in kleinen, spontanen Idee lebte - in langen abendlichen
Phantasiegeschichten, in wirren Plänen, die keinen Bezug mehr zur
Wirklichkeit hatten. So beschloß er, sich - auf seine Weise - der
Realität zu stellen: In einem kühlen, ungemütlichen Frühjahr reiste er
an der Polarkreis, in die lange, selbstgewählte Einsamkeit einer Hütte
auf dem Fjäll der Bärenreiter.