Die Flöte der Bärenreiter führt uns zurück in die Weiten Lapplands -
zu Paul E. Pops allererstem Radioabenteuer, das in der Wunderwelt -
vor knapp 15 Jahren - aufgeblättert wurde. Damals war's eine noch
reichlich kurze Geschichte, die ich zum Teil noch selber erzählen
musste, denn an dieser Geschichte hatte ich auch meinen kleinen,
bescheidenen Anteil. Nun jedoch habe ich unseren “Mann aus dem
Jenseits” überreden können, die ganze Sache noch einmal aufzuschreiben
- aus seiner eigenen Sicht. Und irgendwie ist es eine ganz andere
Geschichte geworden, nicht nur wegen des veränderten Blickwinkels,
sondern weil wir auch etwas über Paul vor anderthalb Jahrzehnten
erfahren - jemand, der sich lange als Low-Budget Jet-Setter
durchgeschlagen hatte ... ohne Jet ... eher im Auto von Freunden oder
per Eisenbahn.
Wie er selber schrieb hatte er immer das Gefühl gehabt, irgendetwas
zu versäumen. Überall hatte er Freunde und Bekannte, die ihn gerne mal
für ein paar Tage aufnahmen; überall gab es Parties und lange Nächte
voller Träume, Gespräche und Ideen. Aber dabei blieb es dann auch;
Paul war zwar dauernd unterwegs, traf die seltsamsten Leute. Aber
eigentlich passierte gar nichts. Die dauernde Bewegung war zur Routine
geworden, und so setzte er sich denn kurzerhand ab, ins rustikale
kleine Sommerhaus eines entfernten Freundes, an der Grenze zwischen
Finnland und Schweden.
Im Frühjahr 1988 fiel er in eine lange und offenbar sehr erfrischende
Stille. Und dort, in der selbstgewählten Einsamkeit, stolperte er dann
über die alte nordische Legende von den “wilden und fröhlichen
Bärenreitern” und ihrer Flöte, deren Klänge selbst ihre größten Feinde
in friedfertige Wesen verwandeln konnten. Diese harmlose alte
Geschichte war aber wohl mehr als nur ein Märchen. Noch im 18.
Jahrhundert behauptete ein Forschungsreisender das alte Instrument
mit eigenen Augen gesehen zu haben. Und in den Zeiten der Besatzung
Norwegens hatten die Deutschen, später auch die Amerikaner nach den
Hörnern der Bärenreiter gesucht.
Noch ominöser wurde die Sache, als Paul der alten Olaf Jörndal
kennenlernte: Der behauptete nämlich, dass die Höhle der Bärenreiter
sich ganz in der Nähe befinden würde. Und so hatte sich unser Held
denn auf die Suche gemacht. Plötzlich ging es ihm nicht mehr darum,
einfach nur den nordischen Frühling in der Abgeschiedenheit seiner
kleinen Hütte zu erleben. Es war nicht mehr nur romantisches
Geschwafel und Träumereien von aufregenden Geheimnissen und
Abenteuern. Praktisch vor Pauls Türschwelle lag auf einmal ein echtes
Rätsel und das wollte er nun unbedingt knacken. Sein erstes richtiges
Abenteuer hatte begonnen.