Heute versucht Paul E. Pop einen großen Bogen um Abenteuer aller Art
zu machen, was ihm jedoch nie so ganz gelingt. Vor 14 Jahren - im
Sommer 1988 - sah die Sache noch ganz anders aus: Mit grimmiger
Entschlossenheit stürzte sich mein alter Freund damals in die Affäre
um die “Flöte der Bärenreiter” - vor allen Dingen, um sich
und uns zu beweisen, dass er kein “Spinner” und Angeber
war. Wirklich gesucht hatte er die ganze Aufregung und Gefahr
allerdings nicht: Eigentlich hatte sich Paul an einen wirklich
langweiligen, einsamen Ort zurückgezogen. Ein paar Monate hatte er in
einer schlichten Hütte auf dem “Fjäll der Bärenreiter”
verbracht - einer abgelegenen Hochebene an der Grenze zwischen
Schweden und Finnland. Und dort war er über ein anfangs noch recht
lustiges, harmloses Märchen gestolpert.
Das Volk der “Bärenreiter” - so hieß es - sei in der Lage
gewesen, mit den Klängen eines Musikinstrumentes wilde Tiere, aber
auch ihre menschlichen Feinde zu zähmen. Aber je mehr unser
widerwilliger Abenteurer von dieser Geschichte erfuhr, desto klarer
wurde es, dass so ein Instrument tatsächlich existierte. In einer
kleinen Höhle entdeckte er rätselhafte Zeichnungen und obendrein noch
eindeutig griechische Inschriften. Und in Athen, der zweiten Station
seiner Spurensuche, erfuhr er dann, dass vor über zweieinhalb-tausend
Jahren tatsächlich ein Schiff ausgesandt wurde, dass den Auftrag
hatte, eine recht verhängnisvolle Posaune möglichst weit weg zu
bringen.
Dieses Gerät hatten die Griechen aus Palästina geerbt - und
allmählich deutete alles darauf hin, dass es sich dabei um eine der
legendären “Trompeten von Jericho” handeln könnte - ein
Instrument, dessen ultra-tiefe Frequenzen tatsächlich Mauern zum
Einsturz und auch andere seltsame Phänomene auslösen konnte.
Dank eines verschrobenen Netzwerks aus Freunden und Bekannten, mit
ein bisschen Spürsinn und viel Glück konnte Paul herausfinden, dass
mindestens zwei dieser Instrumente überlebt hatten. Das eine befand
sich - seit rund 40 Jahren im Besitz der USA. Das andere jedoch - eben
genau diese “Flöte der Bärenreiter” - war in den
Siebzigern von einem finnischen Antiquitätenhändler entdeckt worden.
Der hatte das Gerät zwei Wuppertaler Ostsee-Seglern andrehen können
und die wiederum hatten ihr Fundstück - mit einem kräftigen Profit -
an den saudischen Kunstsammler Said Bin Sultan Al-Sabah verkaufen
können. Und so war denn Riyadh die nächste Station auf Pauls Reise.
Tatsächlich besaß der Sultan ein altes Instrument, dass gut und gerne
die Bärenreiter-Flöte sein konnte. Aber natürlich wollte er sich nicht
davon trennen. Vor allen Dingen jedoch forderte er eine Demonstration
der wundersamen Kräfte dieses Geräts. Und damit saß Paul ziemlich in
der Klemme.