Wenn man den Mund zu voll nimmt, darf man sich nicht wundern, wenn
man plötzlich Steine zwischen den Zähnen hat. Paul E. Pop jedenfalls
war einigermaßen großspurig drauf, als er sich - vor gut 14 Jahren -
auf die Spur der Flöte der Bärenreiter begab. In seinem
selbstgewählten Exil in einer einsamen Hütte im Norden Schwedens hatte
er zum ersten mal von diesem fröhlichen Völkchen gehört, dass dank
eines magischen Musikinstruments keine Feinde mehr hatte und wilde
Tiere auf ganz verblüffende Art und Weise zähmen konnte. Die Sache war
jedoch offenbar mehr als nur ein Märchen, denn unser Held entdeckte
damals tatsächlich eine Höhle, in der dieses alte Horn aufbewahrt
worden war. Die Wände waren voll mit merkwürdigen Inschriften und
Zeichnungen, die offenbar die Funktion des wundersamen Instrumentes
erläutern sollten, und die ältesten dieser Schriftzeichen stammten
unverkennbar aus dem alten Griechenland. Tatsächlich - so entdeckten
Paul und ich im Sommer 1988 - gab es auch in Athen noch
Aufzeichnungen, die von einer Expedition berichteten, bei der vor rund
2600 ein verhängnisvolles Instrument außer Landes geschafft worden
war: Eine Art Posaune, die man aus dem alten Palästina abgeschleppt
hatte.
Aus den Manuskripten ging unzweideutig hervor, dass dieses Horn eine
der Posaunen von Jericho gewesen sein musste - und das deckte sich
denn auch mit einer weiteren Entdeckung, die “unser Mann aus dem
Jenseits” damals machte: Es gab mindestens zwei dieser
Instrumente; eines davon war im zweiten Weltkrieg den Amerikanern in
die Hände gefallen und tauchte wenigstens einmal in einem etwas
dubiosen Büchlein über akustische Waffen auf; das andere Instrument
war kurzzeitig als “Flöte der Bärenreiter” in die
Geschichte eingegangen, war dann versteckt worden und wurde in
jüngerer Zeit der Sammlung des saudischen Scheichs Al-Sabah
einverleibt.
Damit war Riyadh die dritte Station in der Spurensuche unseres
Helden. Einigermaßen hochtrabend hatte Paul mir versichert, dass er
dieses Instrument kaufen, eintauschen oder sich sonstwie unter den
Nagel reißen würde. Und noch einmal hatte er mehr Glück als Verstand:
Der Sultan dachte zwar nicht daran, das Instrument herauszurücken,
aber er war schwer beeindruckt von einer ersten Demonstration, die
unser Held von den Kräften der alten Posaune geben konnte. Paul hatte
zwar keine Ahnung, wie es ihm gelungen war, sämtliche Kamele aus dem
Umkreis von zehn Kilometer mit unhörbaren Tönen zusammen zu tröten,
aber damit wurde er zum Ehrengast des saudischen Fürsten. Die
eigentliche Nagelprobe stand jedoch noch bevor: Dem Sultan war es
gelungen, die Amerikaner dazu zu überreden, auch ihr altes Instrument
in die arabische Wüste zu bringen.