Im Sommer 1988 bekam Paul E. Pop zum ersten mal zu spüren, wie leicht
man sich als heldenhafter Abenteurer die Finger verbrennen kann. In
der Einsamkeit Lapplands, bei einer wohlverdienten, nachdenklichen
Auszeit, war er über das Märchen von den fröhlichen Bärenreitern und
ihrem magischen Instrument gestolpert, und als er dieser amüsanten
Geschichte weiter nachging, steckte er schon in einem
undurchschaubaren Wirrwarr aus Politik, Intrigen und Machtgelüsten.
Die legendäre Flöte der Bärenreiter hatte es offenbar tatsächlich
gegeben; sie war eine der Posaunen von Jericho und vor mehr als zwei-
einhalbtausend Jahren aus dem alten Griechenland in den hohen Norden
verfrachtet worden - so weit weg, wie es irgend möglich war. Das
Instrument stand nämlich in dem Ruf etliche verheerende Katastrophen
ausgelöst zu haben: Mit seinen unhörbar-tiefen Infraschall-Frequenzen
konnte es Mauern zum Einsturz und Berge zum Rutschen bringen.
Das große, alphornartige Instrument konnte durchaus als Waffe
eingesetzt werden. Und natürlich waren auch die Militärs der jüngeren
Vergangenheit an dieser Geschichte interessiert. Gut 15 Jahre lang
experimentierten die Amerikaner mit einem dieser Geräte, das ihnen
nach dem zweiten Weltkrieg in die Hände gefallen war. Dann allerdings
gaben sie auf, denn an ihrem Instrument hatte der Zahn der Zeit doch
dermaßen ausdauernd herumgenagt, dass die Funktionsweise des Gerätes
nicht ergründet werden konnte. Ein zweites Instrument - nämlich genau
jene Flöte der Bärenreiter - geriet in den Besitz des saudischen
Scheichs Al-Sabah. Und der erkannte ziemlich schnell die Möglichkeiten
dieser Posaune, nachdem Paul E. Pop ein kleine, anfangs eher
ahnungsloses Solo auf dem Instrument gespielt hatte.
Er ließ seine Kontakte spielen und konnte es tatsächlich erreichen,
dass auch das zweite Instrument aus den USA in seinen Palast gebracht
und sorgfältig restauriert wurde. Unser Held galt plötzlich als
Experte an der alten Flöte und geriet damit immer mehr zwischen die
Mühlsteine schwergewichtiger Interessen: Sheikh Al-Sabah wollte auch
das zweite Instrument seiner Sammlung einverleiben und würde damit zu
einem der mächtigsten Männer der arabischen Halbinsel aufsteigen. Die
amerikanische Delegation war zwar skeptisch, aber falls sich die alten
Legenden bewahrheiten würden und die Posaunen tatsächlich als Waffen
nutzbar waren, so würden sie nichts unversucht lassen, um auch ihre
Interessen durchzusetzen. Und Paul, der die Möglichkeiten der
Instrumente am Rande der Wüste demonstrieren sollte, wollte sich auf
keinen Fall vor einen dieser Karren spannen lassen. Zusammen mit
seinem Freund Saud entwickelte er einen waghalsigen, verzweifelten und
einigermaßen unsicheren Plan...