Schon im vergangenen Mai war der anerkannte Astronom Dr. Jiři
Gottwald verschwunden, aber im VLT - im europäischen Hightech-
Observatorium in Chile - schien man das nicht einmal zur Kenntnis zu
nehmen. Erst Monate später, als Gottwalds Sohn Andreas in Begleitung
von Paul E. Pop in den Anden auftauchte, bröckelte diese Mauer des
Schweigens. Die beiden “Detektive wider Willen” deckten -
Schicht für Schicht - eine haarsträubende Affäre auf.
Gottwald Senior - so schien es - war in ein überaus dubioses Team
geraten, das mit raffinierten Tricks und ziemlicher Skrupellosigkeit
seinen wirklichen Auftrag verschleiert hatte. Die Forschergruppe um
Arnaud Jubert sollte Gerüchten über geheimnisvolle Radiosignale
nachgehen, die angeblich an den äußersten Rändern unseres
Sonnensystems entdeckt worden waren. Auftraggeber dieser Operation war
nicht etwa die ESO, die Europas Südsternwarten betreibt, sondern die
Timothy-Leary-Foundation, eine zwielichtige Stiftung mit Sitz in der
Schweiz, die vor gut zehn Jahren alle Preise gebündelt hatte, die bis
dahin für die Entdeckung von außerirdischem Leben ausgeschrieben
waren.
Der neue SETI-Award lockt inzwischen mit der wahrhaft astronomischen
Summe von 3,2 Milliarden Dollar - für denjenigen Astronomen, der als
erster unwiderlegbare Beweise für intelligentes Leben im Weltall
erbrachte. Mit dem Geld, das sie verwaltet, finanziert die Leary-
Foundation allerdings eine ganz andere Arbeit: In ihrem
Forschungszentrum in Rumänien betreibt sie wissenschaftliche Spionage
und Datendiebstahl im großen Stil - und natürlich waren ihre
Drahtzieher gar nicht erfreut, als da - allen Erwartungen zum Trotz -
tatsächlich bruchstückhafte Signale eingefangen worden waren.
So hatte man denn Jubert beauftragt - das sprichwörtliche
“schwarze Schaf” unter Europas Astronomen. Er sollte
verhindern, dass der SETI-Award ausgezahlt werden musste - oder
notfalls die Entdeckung der Funksignale für sich reklamieren. Und
dabei war ihm jedes Mittel recht: Ein russischer Wissenschaftler und
ein französischer Anwalt waren bereits bei der Jagd nach den
außerirdischen Lebenszeichen ermordet worden. Auf die Chefin des
astrophysikalischen Labors von Marseilles war ein Anschlag verübt
worden; Dr. Gottwald war verschwunden. Und Prof. Max Breitmoser hatte
sich in den entferntesten Winkel des Berner Oberlandes zurückgezogen,
und nur mit äußerster Mühe gelang es Paul und Andreas den ängstlichen
und verbitterten alten Herren aufzuspüren. Aber schließlich war das
Eis geschmolzen: Breitmoser wusste genau, welches Spiel die Leary
Foundation spielte - aber auch er sah keinen Weg, diesen Verein zu
stoppen.