Mangelndes Engagement oder gar Lustlosigkeit kann man Paul E. Pop bei seinem neuesten Reisebericht wohl nicht vorwerfen. Ganz im Gegenteil: Der Mann aus dem Jenseits hat sich in Chile gewaltig ins Zeug gelegt, um das rätselhafte Verschwinden des Astronomen Jiři Gottwald aufzuklären. Aber je mehr unter Held herausfand, desto größer und verworrener wurde die Sache: Der alte Gottwald war im Mai nicht einfach nur aus dem modernen Großobservatorium VLT verschwunden: Jemand hatte sich auch die Mühe gemacht, alle schriftlichen Spuren des introvertierten Forschers zu beseitigen. Nichts deutet mehr darauf hin, dass Gottwald jemals im internationalen Hightech-Camp des Cerro Paranal gearbeitet hat. Und seine unmittelbaren Kollegen - eine Forschungsgruppe unter der Leitung eines undurchsichtigen Franzosen - schweigen hartnäckig.
Allerdings sorgen Pauls hartnäckige Fragen dafür dass sich zwei aus dem achtköpfigen Team heimlich, still und leise absetzten. Zwei offenbar sehr begabte Profis hatten sich monatelang für das schottische Astronomenpaar der McEvorys ausgegeben - eine unglaubliche Blamage, für alle, die auf diesen Bluff herein gefallen waren. Und schon allein deshalb bemühen sich die Verantwortlichen die ganze Affäre möglichst weit unter dem Deckel zu halten. Trotz aller Nebelkerzen konnte unser Held jedoch einiges in Erfahrung bringen: So hatten sich beispielsweise die vermeintlichen McEvorys über Argentinien nach Europa abgesetzt - wenigstens ihr Flugticket würde sie bis nach Rumänien bringen. Und ein Zufallsfund in ihrem Appartement warf einen dunklen Verdacht auf die gesamte Arbeitsgruppe des Dr. Jubert: Der verschwundene Dr. Gottwald, die geflohenen McEvorys und die noch verbliebenen Forscher hatten womöglich an Dingen gearbeitet, die nichts mit den üblichen Forschungen der ESO - der europäischen Südsternwarte - zu tun hatte.
In den offiziellen Beschreibungen des Projekts ist immer wieder von der Erforschung interstellarer Röntgenquellen die Rede, aber Juberts bisherige Berichte liefern in erster Linie nebulöses Fachchinesisch, das die eigentliche Tätigkeit des kleinen Wissenschaftler-Kreises zu verschleiern scheint. Für Paul E. Pop zieht sich damit die Schlinge um Dr. Juberts Hals immer enger. Aber offiziell werden Paul - und der mit ihm gereiste Gottwald Junior, der die Suche nach seinem Vater erst angeleiert hat - allenfalls noch geduldet, am großen Hightech- Observatorium in der Atacama-Wüste. Eine offizielle Untersuchungsgruppe der ESO soll die seltsame Affäre unter die Lupe nehmen und Aufsehen und Skandale um jeden Preis verhindern. Schließlich geht es - bei dem internationalen Forschungsprojekt - um viel Geld, wissenschaftliches Ansehen und um große Politik.