Bis vor zehn Jahren war es nur eine Theorie, dass unser Sonnensystem
irgendwo - weit jenseits des Pluto - von einer riesigen Menge
eisähnlicher Körper umschwirrt wird. Inzwischen wurden die ersten
Brocken aus dem so genannten Kuiper-Gürtel fotografiert - Protokometen
sozusagen. Und es ist natürlich nichts Ungewöhnliches, wenn sich
Astronomen diesen weit entfernten Objekten widmen. Ungewöhnlich wird's
erst, wenn sie diese Forschungen verschleiern; wenn dabei
Wissenschaftler spurlos verschwinden und wenn dabei bergeweise Daten
gelöscht, manipuliert und versteckt werden.
Genau das ist passiert, am VLT - am europäischen High-Tech-
Observatorium in Chile -, und je länger Paul E. Pop und sein Begleiter
Dr. Andreas Gottwald in dieser trüben Soße herum stocherten, desto
rätselhafter wurde die Geschichte. Mitte 2001 hatte der französische
Astronom Arnaud Jubert sein Team zusammengestellt, und wenig später
begannen bereits die Arbeiten der ursprünglich neunköpfigen Truppe in
Südamerika. Auf dem Papier ging es dabei um die Erkundung
interstellarer Röntgenquellen, und niemand in diesem hektischen
Forschungsbetrieb fiel es auf, dass Juberts Gruppe sich ganz anderen
Dingen widmete.
Erst als Gottwald Junior auf der Suche nach seinem Vater - und
begleitet von unserem Helden - in Chile aufkreuzte klappte das
wissenschaftliche Kartenhaus zusammen. Zwei Mitglieder aus Juberts
Team wurden als Schwindler enttarnt, die unter einer falschen
Identität eingeschmuggelt worden waren. Zwei weitere Mitarbeiter
setzten sich ab, weil ihnen der Boden unter den Füßen zu heiß wurde.
Und Jubert selbst legte schließlich - mit gut gespielter Entrüstung -
seine Arbeit nieder und wollte mit seinen verbliebenen drei Kollegen
nach Europa zurückkehren.
Allerdings nutzten die Verschwörer diesen strategischen Rückzug, um
etwaige Verfolger abzuschütteln. Als Paul und Andreas in Paris
ankamen, gab es keine Spur mehr von Jubert, und so ging ihre Reise
weiter - nach Marseille, wo der zwielichtige Astronom vor seiner
Berufung ans VLT tätig gewesen war. Dort allerdings wurde die Sache
noch verworrener: Jubert hatte sich in der südfranzösischen Stadt
offenbar keine Freunde gemacht. Am Astronomischen Laboratorium war er
nur knapp einem Rauswurf entgangen, nachdem herausgekommen war, dass
er die Forschungsergebnisse von Kollegen manipuliert und bei seinen
eigenen Studenten abgeschrieben hatte. Von seiner Frau hatte er sich -
mit einem raffinierten Schachzug - getrennt, nachdem er deren Erbe
durchgebracht hatte. Und sein Freund und Anwalt Troufiere war kurz
nach seiner Abreise ermordet worden. Im Haus der Astronomin Claire
Brosseaud hofften nun unsere beiden Detektive, mehr über Jubert und
seine Forschungen herauszufinden.