Am Anfang war die Drehung: Vor Milliarden von Jahren kam ein
diffuser, formloser Nebel so langsam in Schwung, zog sich allmählich
zusammen und in seinem Mittelpunkt zündete irgendwann unsere Ur-Sonne.
Allerdings gab es da eine schwere Unwucht - so zumindest lautete die
Gottwald-Theorie aus den Fünfziger Jahren. Statt zu einer anständigen
Kugel zu schrumpfen, bildete sich da ein hantelförmiges Etwas, und
schließlich riss sich ein Teil unserer Protosonne los und wurde davon
geschleudert. Im Schweif dieser Sonnenschwester entstanden unsere
Planeten; der ansehnliche Rest jedoch verschwand in den Weiten des
Kosmos und gründete dort - in 15 Lichtjahren Entfernung - eine eigene
Familie: Das Jiliwa-System - ebenfalls mit einem erdähnlichen und
später durchaus bewohnbaren Planeten.
Die Verbindungen zwischen den beiden Systemen sind jedoch nie ganz
abgerissen: Es gab und es gibt einen Austausch, eine Brücke zwischen
unserer Erde und der kleinen, versteckten Jiliwa-Welt. So lautet der
neue, der zweite Teil der Gottwald-Theorie, und der konnte nur
geschrieben werden, weil der alte Astronom Jiři Gottwald persönlich
über einen dieser unsichtbaren Kanäle nach Jiliwa versetzt worden war
- zusammen mit seinem Sohn Andreas, mit dem Kanadier Charlie Stokes
und mit unserem Helden Paul E. Pop. Auf den ersten Blick erschien
ihnen der ferne Planet geradezu paradiesisch: Jilawa ist nur dünn
besiedelt, weitgehend friedlich, verfügt über ein scheinbar
ausgeglichenes, angenehmes Klima und seine menschlichen Bewohner
müssen sich kaum vor Naturkatastrophen oder wilden Tieren schützen.
Dafür jedoch leiden sie - seit etwa 200 Jahren - unter einer ganz
anderen Heimsuchung: Früher einmal friedliche, harmlose - oft sogar
inspirierende - Traumgestalten hatten sich in hinterhältige
Gedankenparasiten verwandelt. Spätestens im Alter von 20 Jahren hatten
die Haniwa - die Bewohner dieser Welt - jeglichen Antrieb und alle
Phantasie verloren. Handel, Religion, Musik und Bildung befanden sich
in einer rasanten Talfahrt. Nur noch unter dem Schutz ein paar weniger
“Traumhüter” war ein normales Leben möglich; in den
Dörfern, auf dem flachen Land dagegen gerieten selbst so einfache
Erfindungen wie das Rad bereits in Vergessenheit.
Mit einem selbstgebauten, einfachen Floß hatten sich unsere vier
Abenteurer nun auf die Suche nach einem der Milawi, dieser Traumhüter,
gemacht. Und nach sechs Monaten in der fremden Welt hatten sie endlich
Jilisar erreicht - eine der letzten noch blühenden Städte des
Planeten. Dort hofften sie, mehr über die alten Brücken zu unserer
Erde, über eine mögliche Rückkehr in ihre Heimat zu erfahren.
Allerdings mussten sie feststellen, dass sie in Jilisar nicht gerade
willkommen waren.