Paul E. Pop war's eigentlich ganz recht - Rita Stefanidis dagegen
kochte vor Wut. Die schottische Adelsfamilie des Duke of Stirling
hatte ihre Beziehungen spielen lassen und dafür gesorgt, dass unsere
beiden Abenteurer nicht noch einmal auf St. Vincent einreisen durften.
Auf der verschlafenen Karibik-Insel wollten sie eigentlich den letzten
Teil eines vertrackten Rätsels lösen, das sie mehrere Wochen lang
beschäftigt hatte.
Unter dem Gipfel des Mount Soufriére war im letzten Herbst eine alte,
steinerne Kultstätte der Karibe-Indianer ausgegraben worden -
allerdings nicht zum ersten mal: Bereits in den frühen Sechziger
Jahren hatte der englische Forscher Dr. Farmer einen Teil dieser
Anlage freigelegt und einen grandiosen Schwindel vorbereitet. Mit
gestohlenen Reliefs und Inschriften aus Mittelamerika wurde der Tempel
zu einem Maya-Monument hergerichtet. Später sollte diese handgemachte
“archäologische Sensation” mit Pauken und Trompeten der
Öffentlichkeit präsentiert werden - aber dazu kam es nicht - aus den
verschiedensten Gründen.
Ein zweites mal wurde der St.-Vincent-Tempel 1997 geöffnet, und auch
da schien ein Fluch über dem Bauwerk zu liegen: Es kam zu einem
Streit; einer der vier Expeditionsteilnehmer wurde ermordet. Und diese
düstere Vorgeschichte konnten Paul und Rita im letzten Herbst
aufdecken - allen Widerständen zum Trotz. Sie schafften es sogar, den
seltsamen Allround-Butler der Stirling-Familie als Mörder zu
entlarven. Allerdings hatte das keine nennenswerten Konsequenzen, denn
niemand war wirklich daran interessiert, den sieben Jahre
zurückliegenden Mord an Dr. Christopher Winston erneut aufzurollen.
Ganz im Gegenteil: Man verbat sich jede weiteren Ermittlungen unserer
beiden Helden. Der frisch erblühte Ruhm des jüngsten Familiensprosses
Spencer Willcox könnte durch die Nachforschungen Schaden nehmen.
Als sich Paul und Rita von diesen Drohungen nicht einschüchtern
ließen, machten die Stirlings Ernst: Bei ihrer Rückreise von
Schottland in die Karibik blieben unsere Aushilfsdetektive schon in
Barbados stecken, und schließlich mussten sie - wohl oder übel - in
ihre Wahlheimat, nach Tobago, zurückkehren. Während Paul jedes
Interesse an der endgültigen Klärung dieser Affäre verloren hatte und
sich mit voller Kraft um die handfesten Probleme seiner Strandkneipe
kümmmern musste, wollte Rita nicht so schnell aufgeben. Erstens war
sie neugierig, und zweitens hatte die jüngste Wendung dieser
Geschichte ihr Gerechtigkeits-Empfinden schwer getroffen. Nachdem auch
sie einsehen musste, dass es momentan unmöglich war, St. Vincent zu
besuchen, hatte sie Scabbers nach Tobago eingelanden - einen der
jungen Archäologen, die an der Ausgrabung teilnahmen.