Nach wochenlanger Plackerei im stickig-heißen Regenwald von St.
Vincent ließen rund 25 Studenten der University of Glasgow deprimiert
die Köpfe hängen. Sie hatten etwas freigelegt, was man auf den ersten
Blick für eine archäologische Sensation halten musste: Den einzigen
Maya-Tempel auf den karibischen Inseln, gebaut von einer Gruppe von
Flüchtlingen, die ihre mittelamerikanische Heimat vermutlich im 16.
Jahrhundert verlassen hatten. Auf den zweiten Blick - nach einer
genauen Labor-Analyse - war dieser Tempel jedoch einziger, grandioser
Schwindel. Und da war es kaum tröstlich, dass da irgendwer ein wenig
Maya-Zierrat auf die einzige steinerne Struktur gepflastert hatte, die
von den Karibe-Indianern errichtet worden war.
Für Paul E. Pop und Rita Stefanidis, die als Beobachter an dieser
Expedition teilgenommen hatten, blieb jedoch die Frage, wer diese
gewaltige Fälschung in der Welt gesetzt hatte. Und das war längst
nicht das einzige Rätsel, das sich um den Tempel unter dem Soufrieré-
Vulkan rankte. Vor sieben Jahren - so hatten sie herausgefunden - war
das vermeintliche Maya-Monument bereits zum ersten mal entdeckt
worden: Von einer nur vierköpfigen britischen Gruppe, die staunend und
verblüfft den Eingang freigeschaufelt, anschließend jedoch wieder
verschlossen hatte.
Cecil Hammond - der millionenschwere Fianzier der Erkundung - hatte
beschlossen, dass dieser Tempel ein passendes Geschenk für seinen
Patensohn Spencer Willcox sein würde: Wenn die Zeit reif war, wenn
Spencer sein Archäologie-Studium beendet hatte, sollte er dieses
Wunder erneut ausgraben. Und bis dahin wurde die erstaunliche
Entdeckung verschleiert und geheim gehalten. So gründlich war man
dabei, dass einer der vier damaligen Expeditionsteilnehmer sterben
musste. Bei der aktuellen Grabung fanden die Studenten den Leichnam
eines Dr. Winston in der gut versteckten “Inneren Kammer”.
Ein paar Tage später waren die sterblichen Überreste des britischen
Archäologen jedoch verschwunden - und mit ihnen alle Aufzeichnungen
dieses gruseligen Fundes.
Die Vermutung lag nah, dass wenigstens einer in diesem kleinen
Dschungel-Camp ein Verräter sein musste, der wenig Interesse daran
hatte, dass dieser Tod eines Wissenschaftlers von sechs Jahren nicht
noch einmal untersucht wurde. Und aus dieser Vermutung wurde eine
bedrohliche Gewissheit, als Paul und Rita bei einer ihrer Erkundungen
mit einem Blasrohr beschossen wurden. Der Hauptverdächtige war
natürlich Spencer Willcox, der an beiden Expeditionen teilgenommen
hatte und nun kurz davor gestanden hatte, als Entdecker des
mutmaßlichen Maya-Heiligtums in den Olymp der Internalionalen
Archäologie aufzusteigen. Aber es gan noch einen zweiten, der
mindestens ebenso verdächtig war.