Im letzten Kapitel von Paul E. Pops Geschichte wurde ein letztes Geheimnis aus dem Leben unseres Helden gelüftet. Bislang hieß es immer: Im Frühjahr 1985 wäre er einigermaßen spurlos aus seiner Heimatstadt verschwunden. Er hatte eine letzte - pathetisch-wirre - Kolumne für unsere Stadtzeitung geschrieben: Angeblich würde er sich nach Marokko, an der Rand der Sahara, abgesetzt haben. Seine Wohnung war auch tatsächlich leer; Mietvertrag und Telefon hatte er gekündigt, und sogar seine Fotos hatte er heimlich beiseite geschafft: In den Rollschränken unserer Redaktion war ebenso wenig zu finden wie in den Alben seiner Mutter. Paul hatte sich in Luft aufgelöst, und es gab eigentlich nicht den geringsten Grund, daran zu zweifeln, dass er sich wirklich in den Süden abgesetzt hatte.
Ein paar von den besser-Eingeweihten wussten schließlich auch, dass Paul die Kostanakis-Brüder im Nacken saßen: Umtriebige Geschäftsleute, mit denen er aneinander geraten war. Einer von ihnen war vorübergehend hinter schwedische Gardinen gewandert, nachdem Paul sich einem Polizeibeamten anvertraut hatte. Aber Hafez war vorzeitig entlassen worden, und er wußte inzwischen wem er seine Auszeit zu verdanken hatte. Das war der Grund, warum der Aufbruch unseres Helden schließlich so überhastet ausgefallen war. Er musste verschwinden - aber er tat's eigentlich gar nicht:
Er tauchte - wenigstens vorübergehend - bei seinem neuen Freund Ulli unter: Ein zufälliger Bekannter, der nichts mit den üblichen Cliquen zu tun hatte, in denen sich Paul bis dahin bewegt hatte. Nur drei oder vier Leute wussten, dass er sich tatsächlich immer noch in Berlin aufhielt, nachdem er sich so grandios und kaltschnäuzig von seiner Stadt verabschiedet hatte. Er hatte es sich in den Kopf gesetzt, seine Arbeit in der privaten Filmsammlung von Manfred Ziemann zu einem Ende zu bringen, und dazu brauchte er noch ein paar Wochen. Außerdem gab es da noch ein paar andere Formalitäten zu erledigen. Die Nachricht von der Freilassung des Hafez Kostanakis hatte unseren Helden völlig unvorbereitet getroffen; zwei Tagen hatten beim besten Willen nicht ausgereicht, um seinen lang-angekündigten Abflug auf den Weg zu bringen. Und dann war da auch noch die Affäre mit Christine - seiner Kollegin aus der Blue Moon Bar. Sie waren beide fest entschlossen, sich nicht ineinander zu verlieben: Sie, weil Paul eigentlich gar nicht ihr Typ war; und er, weil er die Stadt nun mal verlassen wollte - möglichchst ohne gebrochene Herzen. Im Grund genommen war die Beziehung zwischen Paul und Christine vorbei, bevor sie überhaupt begonnen hatte...