Man mag's eigentlich gar nicht für möglich halten, dass unser ewiger Globetrotter Paul E. Pop bis in die frühen Achtziger seine Heimatstadt nie verlassen hatte. Es gab da wohl so ein paar Kindheitsreisen - an die Nordsee oder in die Alpen. Aber damit der Mann aus dem Jenseits so richtig neugierig losjetten konnte, um fremde Länder, Menschen und Musik in sich aufzusaugen, musste erst einmal Judith in sein Leben treten. Eine einzige Griechenland-Reise mit ihr reichte aus, und dann war's um Paul geschehen: Sein großes, buntes Berlin verwandelte sich in ein selbstverliebtes, bedrückendes Gefängnis; ein Dorf, in dem man immer den gleichen Leuten begegnete - bisweilen auch denen, die man eigentlich lieber nicht treffen wollte.
Dazu zählte auch ein smarter Südländer, mit dem ihr Griechenland-Urlaub geendet hatte. Paul und Judith hatten sich in Athen breitschwatzen lassen, die Kuriere für ein unscheinbares Päckchen zu spielen. Ein unbekannter End-Zwanziger hatte es am Flughafen Schönefeld in Empfang genommen, und war offenbar ziemlich enttäuscht, dass sich in diesem Umschlag tatsächlich nur wertlose Papiere verbargen. Man hatte ihn hereingelegt, und für ihn sah es so aus, als ob die beiden Überbringer den viel wertvolleren Inhalt des Päckchens ausgetauscht hatten.
Aber Glück im Unglück für unsere Helden: Dieser Kerl kannte ihre Namen nicht und wusste auch nicht, wo sie wohnten. Das allerdings könnte sich ändern, nachdem ihm - wirklich zufällig - unser Held über den Weg gelaufen war. Der junge Paul schaffte es zwar, seinen Verfolger nach einem atemlosen Jagd durch Berlins U-Bahnhöfe abzuschütteln. Aber mit seiner behäbigen Ruhe war es vorbei. Er fühlte sich verfolgt, und es gab guten Grund zu der Annahme, dass der Unbekannte das Mitglied einer gut organisierten, internationalen Truppe war, die nun ihre Bemühungen verdoppeln würde, ihn und Judith aufzuspüren. Sie glaubten schließlich, dass die beiden Urlauber Drogen im Wert von mehreren zehntausend Mark unterschlagen hatten.
“Ihr seid aber auch Idioten,” sagte Georg - Pauls Wohltäter, Freund und zeitweiliger Guru aus dem Seitenflügel. Und der philosophisch- ambitionierte, angehende Software-Unternehmer wühlte in seiner Adresskartei und schleppte unseren Helden in ein heruntergekommenes Haus in der Zimmerstraße - da wo die bekannte Welt nun wirklich zu Ende war. Mitten durch die Straße zog sich dort die Berliner Mauer. Mag sein, dass dieses schauerliche Bauwerk den West-Berlinern ein bizarres Gefühl der Geborgenheit gab. Aber dort, in dieser trostlosen Ecke in der Nähe des Checkpoint Charlie, hatte sie etwas Gespenstisches. Und Georg hatte nicht gesagt, wen sie dort treffen würden und um was es bei diesem Besuch eigentlich ging.