Ausgerechnet der angegraute Dorf-Rasta von Charlotteville hatte sich in einen talentierten und akribisch arbeitenden Detektiv verwandelt. “Fehlt nur noch der alte Trenchcoat,” hatte sein Freund Paul E. Pop schon gespottet. Aber Professor Lou Ranglin ließ sich von solchen Sticheleien nicht aus dem Konzept bringen. Er war der einzige im Ort, der nicht dem seltsamen Zauber von Glenn und Anabel erlegen war, der beiden britischen Sonntagssegler, die eines Mittags mit ihrer betagten Yacht in die Bucht vor Charlotteville eingelaufen waren.
Seit sie die Angelina im Frühjahr geerbt hatten, segelten die beiden auf einer Welle des Glücks - und sie verbreiteten Glück-Seligkeit. Jeder wollte in ihrer Nähe sein, ihnen helfen, ihnen jeden Stein aus dem Weg räumen. Schon wenige Tage nach ihrer Ankunft waren sie drauf und dran, das bislang unverkäufliche Sahnegrundstück des kleinen Dorfes zu übernehmen. Allein Professor Lou - und später auch Paul und Rita Stefanidis - ließen sich von der sonnigen Aura des englischen Geschwisterpaars nicht blenden: Und dabei entdeckten sie schnell, dass es nicht Glenn und Anabel waren, die den karibischen Alltag so massiv veränderten, sondern ihr Schiff: Vor rund siebzig Jahren war die Angelina in Charlotteville vom Stapel gelaufen, und schon damals hatte es allerlei merkwürdige Verwicklungen gegeben, in deren Mittelpunkt die Shango-Priesterin Orula gestanden hatte.
Ihre Tochter hatte sich damals in einen der Werft-Eigner verliebt, doch 1934 war sie spurlos verschwunden. Ein Hurrican hatte die kleine Doubletree-Werft zerstört, und die Angelina war davon gesegelt und hatte sich als ein wahrhaft unverwüstliches, eigenwilliges Schiff erwiesen. Ihren Besitzern hatte die Yacht immer Glück gebracht, aber in ihrem Umfeld hatte es auch immer wieder rätselhafte Todesfälle gegeben. Zwei Mitarbeiter einer Marina an der Themse-Mündung waren ums Leben gekommen, als Glenn und Anabel ihr Schiff übernommen hatten. Und in Charlotteville starb der betagte alte Lehrer Miles Abandon, kurz nachdem er mit einer Pistole auf die beiden Segler geschossen hatte.
Lou Ranglin hatte mit alten Freunden telefoniert, in vergilbten Zeitungen geblättert und Tobagos Bibliotheken durchforstet, und für ihn gab es keinen Zweifel, dass ein “Fluch” über der Angelina lag. Selbst Paul, der alte Skeptiker, dem übersinnliche Dinge absolut verhasst sind, musste eingestehen, dass es nicht mit rechten Dingen zuging: Zweimal hatte er die schmucke alte Yacht schon besucht - und in beiden Fällen hatte er die Gegenwart einer fremden, dunklen Wesenheit gespürt. Der Schlüssel zu dieser ganzen Affäre musste in der Vergangenheit liegen - in den 30er Jahren, als das Schiff in Charlotteville gebaut worden war. Und Lou hatte bereits etliche der alten Augenzeugen aufgespürt und befragt.