Irgendwann im Frühjahr - Mitte März vielleicht - hatten zweiblasse, junge Engländer eine erstaunliche Erbschaft gemacht: Unverhofft waren der vielleicht 25jährige Glenn und seine ältere Schwester Anabel zu Besitzern einer geräumigen, alten Segelyacht geworden, und prompt hatten sie beschlossen, zu einer Kreuzfahrt in die Karibik aufzubrechen. Sicherlich: Sie hatten nicht die leiseste Ahnung vom Segeln; sie wussten nicht, wo 'Backbord' und 'Steuerbord' liegen; sie hatten nicht einmal ein brauchbares Navigationsgerät an Bord. Aber offenbar war das auch gar nicht nötig: Die Angelina schien einen eingebauten Schutzengel zu besitzen: Das seltsame Paar schipperte ahnungslos und gutgelaunt über den Atlantik, ohne in einen Sturm zu geraten; selbst die Regenschauer schienen einen Bogen um das Schiff zu machen.
Am Ende kreuzten sie - in ein paar unglaublichen Manövern - in die weite Bucht von Charlotteville, und keine zehn Stunden später erfuhren sie auch, dass sie nicht etwa - wie sie geglaubt hatten - Barbados, sondern Tobago erreicht hatten. Auf jeden Fall ein “Paradies” - so meinten die beiden Engländer. Zu Hause hatten sie als “graue Mäuse” gegolten; niemand hatte sie zu Parties eingeladen; ihr Freundeskreis war eher begrenzt gewesen. Und nun lag ihnen praktisch ein ganzer Ort zu Füßen. Die weibliche Hälfte von Charlotteville himmelte den blonden Glenn an; und auch die untersetzte Anabel erhielt bereits kurz nach ihrer Ankunft die ersten Heiratsanträge.
Auch Paul E. Pop und Rita Stefanidis konnten sich dem seltsamen Zauber der beiden Sonntags-Segler nicht entziehen. Sie waren stolz und ein wenig aufgeplustert, als sie die exklusive Ehre hatten, eine Flasche ihres allerbesten Rums auf der Angelina öffnen zu dürfen. Sie waren allerdings auch irritiert, als sie scheibchenweise erfuhren, wie ahnungslos diese Zwei einen Ozean überquert hatten: Ohne Motor, ohne funktionierende Taschenlampe, ohne den Hauch einer Ahnung, wie man so eine Yacht eigentlich bediente.
Und Paul und Rita waren dann wie vom Donner gerührt, als sie da - ganz beiläufig mitbekamen - dass die beiden Engländer unterwegs anderthalb Millionen Dollar auf ihrem Schiff entdeckt hatten: Geld, das sie nun womöglich auf Tobago anlegen wollten. Glenn und Anabel waren so begeistert vom Empfang in Charlotteville, dass sie ernsthaft mit dem Gedanken spielten, sich dort ein Haus zu kaufen. “Sonntagskinder,” hatte Pauls neuer Freund Lou die beiden getauft: So viel Glück konnte man doch eigentlich gar nicht haben, und auch nicht so viel - wie er es nannte - “Aura”. Zumindest in ihre unmittelbaren Gegenwart war einfach jeder von Glenn und Anabel hingerissen. Auf dem Weg zurück ins Old Pirate's Inn schien der Zauber allerdings für Paul und Rita schnell zu verfliegen.