Eigentlich ist es ein Wunder, dass die Angelina überhaupt noch unterwegs ist: 1934 lief die Segelyacht vom Stapel: Ausgerechnet in Tobago - in der kurzlebigen Doubletree-Werft in Charlottevolle - war das Schiff gebaut worden. Und nun hatte der alte Kahn - scheinbar ganz von selbst - seinen Weg zurück in die Karibik gefunden. Seine neuen Besitzer verstanden schließlich so wenig von der Seefahrt, dass es anders nicht zu erklären war, dass die Angelina eines schönen Mittags vor ihrem ersten Heimathafen aufgetaucht war.
Das englische Geschwisterpaar Glenn und Anabel hatte das Schiff im Frühjahr völlig überraschend geerbt. Nie und nimmer hatten sie gedacht, dass ihr Großonkel Francis sie in seinem Testament bedenken würde. Mit der Übernahme des Schiffes begann für die beiden eine fast unglaubliche Glückssträhne. Noch während ihres ersten Törns hatten sie an Bord anderthalb Millionen US-Dollar entdeckt; Stürme, selbst harmlose kleine Regenfälle, hatten einen Bogen um sie gemacht. Und in Tobago angekommen, schien ihnen fast ganz Charlotteville zu Füßen zu liegen.
Die einzige Ausnahme war der ehemalige Lehrer Miles Abadon - der letzte Augenzeuge des Stapellaufs der Angelina. Er hatte zwei Schüsse auf die englischen Leichtmatrosen abgegeben. Aber der alte Mann hatte sie verfehlt und wenig später war er selbst tot, ein wenig abseits der Windward Road, aufgefunden worden. Sein trauriges Schicksal bestätigte die Vermutung von Paul, Rita und ihrem Freund Lou Ranglin: 1934, als das Schiff zum ersten mal zu Wasser gelassen worden war, musste etwas Düsteres, Geheimnisvolles vorgefallen sein, das die Yacht und all ihre Besitzer verändert hatte.
In akribischer Kleinarbeit versuchten unsere drei Helden die Geschichte der Angelina zu rekonstruieren, und schließlich gingen sie selbst an Bord. Glenn und Anabel hatten Paul E. Pop und Rita zu einer harmlosen kleinen Segeltour vor der Insel eingeladen - und plötzlich, als sie gerade immer mehr über das Schiff und seine Reisen erfuhren, begann alles schief zu gehen: Die Angelina glitt in eine heftige Regenfront; das Steuerruder schien zu klemmen und der Motor wollte sich partout nicht mehr starten lassen. Auf den Regen folgte ein gänzlich ungewöhnlicher Nebel. Vom Land war nichts mehr zu sehen; kein Lüftchen regte sich, und allmählich brach die kurze karibische Abenddämmerung an. In einem letzten, verzweifelten Versuch wollte Paul nach einem Handstarter für den betagten Dieselmotor suchen; aber im winzigen Motorraum der Yacht gab es kein Licht - dafür aber umher huschende Ratten und einen infernalischen Gestank. Mit zitternden Händen tastete unser Held über den pelzigen, ölverschmierten Motor.