Die letzten Fäden einer langen verworrenen Geschichte haben sich
entwirrt: Paul E. Pop und Rita Stefanidis haben in mühseliger
Kleinarbeit herausgefunden, warum auf der Karibikinsel St. Vincent ein
steinerner Tempel entdeckt wurde, der mit allerlei Maya-Reliefs und -
Inschriften geschmückt war - und sie hatten auch den Mörder entlarvt,
der vor sieben Jahren die Leiche des Archäologen Cristopher Winston in
diesem Tempel zurückgelassen hatte.
Aber der Reihe nach: Vor über 40 Jahren war der bis dahin angesehene
Forscher Richard Farmer zu einem Grabräuber geworden. In einer
mittelamerikanischen Ausgrabungsstätte hatte er allerlei wertvolle
Fundstücke mitgehen lassen und auf die verschlafene “Insel über
dem Wind” verfachtet. Offenbar wollte er in dem - weitgehend
unbekannten - Kariben-Tempel einen gewaltigen Schwindel inszenieren,
der ihn zu einem Star der Internationalen Archäologie machen würde.
Zusammen mit seinem Sohn Dermott und einigen Helfeshelfern pflasterte
er die Maya-Relikte auf das schlichte, steinerne Bauwark von St.
Vincent - und dann wartete er ab. Offenbar jedoch wartete er zu lange,
denn bei einem Ausbruch des Soufriere-Vulkans in den Siebzigern wurde
die ganze Anlage unter Tonnen von Lava verschüttet. Farmer Senior war
vermutlich zu alt, um eine erneute Ausgrabung zu leiten, und seinem
Sohn fehlte offenbar das nötige Kleingeld. Aber der Junior fand einen
anderen Finanzier.
Unter dem Namen Dermott Weatherhill arbeitete er sich im schottischen
Haus des 28. Duke of Stirling vom Buttler bis zum unentbehrlichen
Faktotum empor und brachte - mit geschickten Manipulationen - eine
neue Expedition auf den Weg, die den Tempel 1997 ein weiteres mal
entdeckte. Allerdings musste Weatherhill dabei verhindern, dass sich
der mitgereiste Dr. Winston mit diesem sensationellen Fund schmücken
konnte. Winston musste sterben - und der Fund seiner Leiche konnte
eigentlich nur den jungen, arroganten Spencer Willcox belasten, der -
im letzten Herbst - die dritte Ausgrabung des Tempels anführte. Aber
an dieser Expedition hatten eben auch Paul und Rita teilgenommen - und
die beiden gaben sich nicht mit den vielen Ungereimtheiten und
Widersprüchen zufrieden.
Sie reisten sogar nach England, um das düstere Rätsel zu lösen, und
sie wollten - Ende Oktober - nach St. Vincent zurückkehren, um dort
endlich dem Drahtzieher der ganzen Affäre das Handwerk zu legen.
Dermott Weatherhill war schließlich abgetaucht - und niemand wollte
ihn offiziell belangen. Offiziell hatte es nie einen Mord gegeben,
denn angeblich war Dr. Winston vor sieben Jahren bei einem Badeunfall
ums Leben gekommen. Und offiziell hatte auch niemand ein Interesse
daran, dass die ganze alte Geschichte erneut untersucht wurde.