Paul E. Pop wäre am liebsten wieder nach Tobago zurückgekehrt und
hätte sich in die Hängematte gelegt, nachdem eine turbulente
archäologische Ausgrabung auf der Nachbarinsel St. Vincent zu Ende
gegangen war. Aber für seine Freundin Rita Stefanidis war die Sache
längst noch nicht ausgestanden, nachdem die rund 25 Studenten der
University of Glasgow das einzige und einzigartige steinerne Bauwerk
der Karibe-Indianer freigelegt hatten. Die Kultstätte aus großen,
steinernen Quadern barg nämlich ein doppeltes Rätsel - und Rita war
fest entschlossen, wenigstens eines davon zu lösen.
Zuerst einmal hatte sich irgendjemand - vor weit mehr als 30 Jahren -
die Mühe gemacht, dieses erstaunliche Bauwerk wie einen Maya-Tempel
erscheinen zu lassen. Bei Nacht und Nebel waren da offenbar Fundstücke
aus Mittelamerika auf die 3000 Kilometer entfernte Insel gebracht
worden, und man hatte sie so perfekt auf das karibische Bauwerk
drapiert, dass erst eine Laboranalyse diese Fälschung als Licht
brachte. Bei einem Ausbruch des Soufrieré-Vulkans war das ganze
Bauwerk jedoch 1979 unter Tonnen von Lava und Geröll begraben worden,
und erst vor sechs Jahren war der Eingang des Tempels erneut
freigelegt worden.
Da jedoch beginnt das weite Rätsel der St. Vincent-Entdeckung: Einer
der vier Teilnehmer dieser Expedition - ein Dr. Christopher Winston -
war dabei nämlich ums Leben gekommen: Vermutlich von seinen eigenen
Kollegen ermordet und dann in der versteckten inneren Kammer der
Anlage zurückgelassen. Die grausame Tat war skrupellos vertuscht
worden, denn die Entdeckung des karibischen Tempels sollte nicht
bekannt werden. Noch nicht!
Erst im vergangenen Jahr kehrte einer der damaligen
Expeditionsteilnehmer zurück - der inzwischen angehende Archäologe
Spencer Willcox: Die offizielle Ausgrabung dieses sensationellen
Monuments sollte ihm die Tore zu einer steilen, wissenschaftlichen
Karriere öffnen. Und selbst, wenn es am Ende eben doch kein Maya-
Tempel war, selbst wenn Willcox von seinen eigenen Kommilitonen als
Expeditionsleiter abgesetzt wurde, schien seine Rechnung fast
aufzugehen. Zumindest schien niemand ein echtes Interesse daran zu
haben, den heimtückischen Mord an Doktor Winston vor sieben Jahren
noch einmal aufzurollen. Mit Ausnahme von Rita! Sie wollte es nicht
hinnehmen, dass der arrogante und vermutlich kriminelle Spencer
Willcox so einfach davonkam. Und so reiste sie mit Paul nach England,
um die Spurensuche fortzusetzen und den Verschwörern das Handwerk zu
legen. Am Archäologischen Institut in Oxford erfuhren die beiden mehr
über den verschollenen Wissenschaftler. Seine Witwe allerdings schien
kein Interesse mehr an der Aufklärung der Geschichte zu haben.