Spencer Willcox, der jüngste Sohn eines schottischen Adligen, war
drauf und dran, das jüngste Mitglied in der Ehrenliga der Archäologie
zu werden. Unter seiner Leitung war im vergangenen September der
bislang einzige steinerne Tempe der Karibe-Indianer auf der Insel St.
Vincent ausgegraben worden: Eine bahnbrechende Entdeckung, die dazu
führen wird, dass ein Teil der Geschichte Amerikas neu geschrieben
werden muss. Bislang galten die Karibe- und Arwawak-Indianer als
einfache Naturvölker, die allenfalls einige rätselhafte Inschriften in
versteckten Höhlen hinterlassen haben.
Aber die Entdeckung der St. Vincent-Kultstätte hatte einen
entscheidenden Makel: Das Bauwerk war nämlich schon mehrere male
ausgegraben und wieder zugeschüttet worden. Vermutlich in den frühen
Sechzigern hatten ein paar windige Forscher versucht, der Anlage das
Aussehen eines Maya-Tempels zu geben, vermutlich um sich selber zu den
Helden einer Sensation zu machen. Dieser Schwindel war jedoch durch
einen Ausbruch des Soufriere-Vulkans verhindert worden, bei dem das
Gemäuer unter Tonnen von Schutt und Lava begraben worden war. Zum
zweiten mal wurde das Bauwerk 1997 freigelegt, von vier britischen
Hobby-Forschern, zu denen eben auch der junge Spencer Willcox gehörte.
Auch sie beschlossen, den erstaunlichen Fund nicht an die große Glocke
zu hängen. Erst wenn Spencer sein Archäologie-Studium abgeschlossen
hatte, sollte der Tempel erneut - mit Pauken und Trompeten - geöffnet
werden, um dem jungen Lord eine blendende Karriere zu eröffnen.
Allerdings gab es dabei einen tragischen Streit im kleinen Team. Der
Archäologe Christopher Winston wurde ermordet, und bei der neuerlichen
Öffnung der “Inneren Kammer” im letzten Jahr wurde
schließlich seine Leiche entdeckt. Aber noch einmal wurde vertuscht
und gelogen. Die sterblichen Überreste des Engländers verschwanden,
kurz nach ihrer Entdeckung. Und Spencers Mitstreiter, ein paar junge
Archäologie-Studenten schwiegen hartnäckig, um den Triumpf ihrer
Entdeckung nicht zu gefährden.
Paul E. Pop und seine Freundin Rita Stefanidis, die als Beobachter an
der Grabung teilgenommen hatten, wollten sich damit allerdings nicht
zufrieden geben. Sie reisten nach Schottland, um den selbstherrlichen,
arroganten Spencer Willcox zu entlarven und um die Wahrheit über die
Tempelanlage ans Licht zu bringen. In Kilmarnock Hall, dem Landsitz
der Stirlings, bestätigte sich endlich ihr Verdacht: Auch Mr.
Weatherhill, das Faktotum der Familie, war an dem feigen Mord vor
sieben Jahren beteiligt gewesen. Aber diese Erkenntnis allein würde
kaum ausreichen, um den Verschwörern endgültig das Handwerk zu legen.